zmitz-Blogger Peter Gubler konzentrierte sich bei seiner Tour vor allem auf einen Ort: das Künstlerhaus S11 hielt ihn mit einem vielseitigen Angebot fest. Auch seine Begleitung war begeistert und hat für zmitz spontan mitgeschrieben.

Aufgefallen:
Wie viel schiere Masse an Kultur auf das Städtchen losgelassen wird. Und wie angeregt-gutgelaunt die Leute an den Tischen in der Kreuzbar diskutierten.

Umgefallen:
Nach vier Stunden hatte ich im Kreuz ein Kriselein, fing mich wieder und rundete den Abend mit den genial-lauten Improvision ab. Nachher war ich wirklich wieder wach.

Abgefallen:
Ich habe gehört, Philipp Fankhauser sei zu nett und zu brav, zu süss und harmonisch, zu gut und zu wenig dreckig um ein Blueser zu sein. Ich war aber nicht selber da – les absents ont toujours tort. Selber fand ich alles von gut bis Klasse!

 …und so war Peters Tour:

Das Motto im Künstlerhaus waren künstlerische Eintagsfliegen. Damit sind nicht etwa die KünstlerInnen gemeint. Vielmehr produzierten sie Werke die, kaum sind sie erschaffen, schon wieder vergehen.Wir werden täglich zugespamt, vor allem die E-Mail-Flut ist mittlerweile beträchtlich. Jetzt! Endlich! mal! zurückschlagen! Ich durfte einen Spam erstellen, und erst noch in analoger Form. Bei Moïra und Camille Scheidegger konnte ich eine Spambotschaft kreieren, der Fotograf Roger Albani lichtete mich ab und druckte das Foto gleich aus. Die Bildbotschaft ins Kuvert, Adresse drauf und ab ging die Post!

Das meinte Gastbloggerin Sarah: Diese Art, Kunst zu hinterfragen, hat richtig Spass gemacht. Wann fängt sie an? Wer bestimmt, was mit ihr gemacht wird? Frisch, zeitgemäss und auch noch ein bisschen frech. Cool. Zwei Daumen hoch. Bin total gespannt auf Antworten und Reaktionen des Spam-Empfängers.

Obwohl ich nicht sofort begriff, worum es ging, fand ich diese Aktion toll. Nicht nur sich bildlich mit Hilfe eines Fotografen zu inszenieren machte mir Spass – auch, dass ich aus dem Telefonbuch einE EmpfängerIn auswählen konnte und diese Person beim Öffnen des Kuverts raten muss, ob sie mich hinter dem Pappschild erkennt.

Als nächstes Stand ebenfalls im Künstlerhaus die Performance «Flüchtige Begegnungen» auf dem Programm. Thomas Zollinger hielt sich in einem leeren Raum auf. Er verhielt sich dabei so unauffällig wie möglich. Sobald eine BesucherIn den Raum betrat, begann Thomas, mit Körper und Tanz zu kommunizieren.

Als ich den Raum betrat, durchlief ich verschiedene Stadien der Gefühle. Seltsam, wie ein Unbekannter meine gewohnte Scheuedistanz überwindet und mir sehr nahe kommt – so nahe, in die Ecke gedrängt, dass es einen Moment lang unangenehm wird. Gleichzeitig waren Thomas’ Bewegungen aber auch leise, weich, kontrolliert. Und kaum hatte es begonnen, war die Eintagsfliege auch schon wieder vorbei – viel zu kurz, fand ich. Faszinierend, wie sich Thomas der Person im Raum anpasst. So konnte ich ihn beim Paartanz in einer Pirouette mit unserer Gastbloggerin Sarah beobachten (siehe Fotos).

Mario Batkovic spielte schon auf dem Gurten oder für den Film «Der Imker», aber an diesem Samstagabend spielt er im proppenvollen Parterre vom Künstlerhaus S11. Akustisch-unverstärkt. Das freut das eher reifere Publikum, das sich hier auf die Zehen tritt. «Man hört dich gut, man sieht nur leider nichts», meinte einer der stehenden Anwesenden zum ebenerdig sitzenden Künstler. Ich war zum Glück früh genug dran und in der zweitvordersten Reihe. Leider nicht in der vordersten. Und so stand ich hinter einer grossen Person, welche offensichtlich das Duschen ausgelassen hatte, zugunsten des Platzes in der vordersten Reihe. Das Augen- und Nase-Vergnügen war also etwas getrübt, dem Hörgenuss tat dies beileibe keinen Abbruch. Der Batkovic fiedelte sein Knopfakkordeon («sieht aus wie eine Schreibmaschine») rauf und runter, dass einem sowieso Hören und Sehen verging. Er spickte sein Spiel mit witzigen Anekdoten und stellte mit seiner launigen Art einen guten Publikumskontakt her. Anhand des Stücks «Minka» liess er uns an seiner musikalischen Entwicklung teilnehmen. Da verzieh man ihm sogar einige Patzer (welche ich überhaupt nicht störend fand) und seine Entschuldigungen über besagte Patzer (die Entschuldigungen störten da schon eher).

Das meinte Gastbloggerin Sarah: Es hat sich gelohnt, früh an Ort und Stelle zu sein und Mario Batkovic direkt auf seine flinken Finger zu schauen. Mario zieht uns in seine akkordeonische, persönliche Zeitreise mit. Bewundernswerte Show mit viel Charme.

Als ich im Anschluss und zum Abschluss das Konzert von «Pullup Orchestra» im Kreuz besuche, bin ich bereits ziemlich mit Kultur angefüllt und kann nicht mehr viel über die Musik sagen – ausser, dass die sympathischen Musiker ziemlich gerummst und die Kreuz-BesucherInnen ziemlich begeistert waren. So begeistert, dass sie mich aus besagter erster Reihe ziemlich schnell verscheuchten. Vorher durfte ich aber dennoch ein paar Fotos knipsen.