zmitz-Blogger Gianni Leardini tourte mit seinen beiden Töchtern durch die Kulturnacht, die schon am Nachmittag begann. Er findet: Die Kulturnacht dürfte es auch jedes Jahr geben, nicht nur alle zwei Jahr.
Aufgefallen:
Das Programm war spannend, abwechslungsreich, für jeden etwas: Gross und Klein, Alt und Jung, Intellektuelle und Proletarier. Gefühlt waren weniger Leute als vor zwei Jahren unterwegs – wobei die (Stadt-)Solothurner Kultur- und Politschickeria allgegenwärtig war. Ich bin jedenfalls überall problemlos reingekommen. Kann aber auch an den Anlässen liegen, die ich besucht habe. Unbedingt wiederholen! Von mir aus jährlich.
Umgefallen:
Mein Highlight war «Winterbergs Überstunde» im Naturmuseum (Bild oben). Lehrreich und witzig zugleich, was der trockene Biologe Dr. Christian Kropf und der köstlich-penetrante Hausmeister Winterberg da auf die improvisierte Bühne brachten. Ein origineller Mix aus Wissensvermittlung und Unterhaltung zum Thema «Kleine Helfer – Tiere im Dienste des Menschen».
Abgefallen:
Eigentlich eine originelle Idee, «Ruedi Stuber und die schweigende Mehrheit» im Kantonsratsaal auftreten zu lassen. Dieser ist aber von der Akustik her für Politdebatten offenbar besser geeignet als für ein Konzert. Ich musste mir extrem Mühe geben, die Texte zu verstehen, die bei einem Liedermacher ja nicht ganz zweitrangig sind. Eventuell bin ich auch am falschen Ort gesessen. Schade, denn ich mag Ruedi Stuber, seine Musik und seine Texte sehr.
…und so war Giannis Tour:
Am Schluss war ich ziemlich groggy, von meiner Tochter Emilia (10) ganz zu schweigen. Die Kulturnacht hat für uns schon am Nachmittag begonnen. Gut, dass die Veranstalter auch an die Kinder gedacht haben, das sind schliesslich die potenziellen Kulturkonsumenten der Zukunft. Das Mundart-Märli «D Prinzässin uf der Ärbse» um 15 Uhr im Theater Mausefalle fand Emilia «mega cool». Ich auch, denn die auf eine halbe Stunde reduzierte Version des Märchens war erfrischend kurzweilig. Warum nicht immer – den Eltern zuliebe – so schön kurz und knackig?
Spurt nach Solothurn ins Kunstmuseum, wo wir es um 16 Uhr in den Workshop zu Wilhelm Tell schaffen. Den kenne sogar ich als Nicht-Eidgenosse, erfahre aber doch noch ein paar neue Sachen zum Volkshelden und zu Ferdinand Hodler, der ihn gemalt und dabei gleich sich selber porträtiert hat. Armbrustschiessen dürfen dann leider nur die Kids, dabei hätt’s mich auch «gluschtet». Emilia schlägt sich wacker, sie ist schliesslich eine halbe Eidgenossin.
Kleine Stärkung mit Bier (ich) und Gelato (Emilia) in der Hafenbar, dann um 18 Uhr ab ins Naturmuseum. Wussten Sie, dass der berühmteste Schweizer Hund «Barry» gar kein Bernhardiner war? Oder dass neuerdings Kapuziner-Affen ausgebildet werden, um Menschen mit Behinderungen zu unterstützen? Ich nicht. Danke für die unterhaltsame Lehrstunde. Warum nicht auch in der Schule so? Meine Biologie-Note wäre garantiert besser gewesen.
Zack, der nächste Streich, um 19 Uhr in den Kulturm zum Duo Valsecchi & Nater. Intelligente, augenzwinkernde Anekdoten zu Sitten, Unsitten und Absurditäten der Schweizer Gesellschaft, wobei natürlich auch die Politik ihr Fett wegbekommt. Ob die zahlreich anwesenden Politikerinnen aller Couleur daraus gelernt haben? Amüsiert haben sie sich und wir uns jedenfalls köstlich. Das Ganze aufgehängt an einem Rollentausch: Der Begleiter Nater darf auch mal ins Rampenlicht, fühlt sich dort aber sichtlich unwohl, während ihm der geborene Selbstdarsteller Valsecchi auch in der Nebenrolle die Show stiehlt. Die 30 Minuten waren viel zu schnell vorbei.
Hunger, und hier taucht das erste Problem des Abends aus. Die Beizen platzen ausnahmslos aus allen Nähten. Zum Glück gibt’s in Solothurn mittlerweile an jeder Ecke einen Kebab-Stand… Schnell den Fastfood verschlingen, dann ab ins Kino Uferbau. Vier Kurzfilme, die nicht nur unterhalten, sondern auch zum Denken anregen.
Weniger Denken, dafür umso mehr reden, tun die Leute normalerweise im Kantonsrats-Saal. Dort spielt um 22 Uhr «Ruedi Stuber und die schweigende Mehrheit». Den finde ich sowieso gut, mich interessiert eher der Saal, den ich nach der Renovation noch nicht gesehen habe. Na ja, mir gefielen die alten Holzbänke besser, bin in dieser Beziehung halt ein rettungsloser Nostalgiker.
Apropos Nostalgiker: Als krönenden Abschluss unserer Kulturnacht pilgern wir ins Flippermuseum Extraball im Obachquartier. Noch ein paar Bälle auf den alten Flipperkästen spielen und den Abend ausklingen lassen. Dort gäb’s auch feine Tapas, ich habe aber schon eine Überdosis Kulturhäppchen konsumiert und begnüge mich deshalb mit einem letzten Bierchen.
Gianni ist Blogger der ersten Stunde. Er hat schon überall geschrieben und kommuniziert. Bei der Zeitung, für den ÖV, für Spitäler, fürs Vini, jetzt für die öffentliche Verwaltung im östlichen Nachbarkanton. Wieso also nicht für zmitz – wieder. Gianni trifft man immer und überall. Darum schreibt er auch über vieles. Und das durchaus auch mal mit kritischem Blick. Aber lässt sichs auch gut gehen, wenn ihm danach ist.