zmitz-Bloggerin Mirjam Staudenmann zieht am Sonntagmorgen Reeto von Gunten dem Kirchengeläut vor. Doch wie sehr liebt sie ihn zusammen mit seinen Atelieer-Kollegen? Sie hat es letzten Sonntagabend im Kofmehl getestet.

Ich liebe Reeto von Gunten schon lange. Seine «erschtunkene und erlogene» Geschichten, seine Diaabende und seine Stimme im Radio. Am letzten Sonntag tönte diese am Morgen etwas heiser. Das lag wohl an den Auftritten an den Abenden zuvor: zehn Auftritte in zwölf Tagen. Das die Bilanz der «we see, too»-Diaabende von und mit Reeto zusammen mit Gülsha Adilji (Joiz), Lorenz Häberli (Lo & Leduc), Rafi Hazera (Zukkihund), Kathrin Hönegger und Skor.

Wie es dazu kam? Wahrscheinlich ungefähr so (ich gebe zu, auch das ist «erschtunke und erloge», könnte sich aber genauso zugetragen haben): Reeto befand also eines Tages, einen Diaabend zu präsentieren sei keine besondere Kunst, das würden auch andere können. Und so überlegte er sich, mit wem er Lust hätte, zwölf Tage in einem Tourbus unterwegs zu sein. Er fragte einige Leute an, die fanden die Idee ziemlich lustig und los ging’s.

Wie es war? Genau so. Reeto bot seinen Freunden eine Bühne und ich schaute fünf ganz unterschiedliche Dia-Präsentationen, was unterhaltsam war. Gülsha, die, wenn sie lacht, wie eine «sterbenden Ente» (O-Ton Reeto) tönt, zeigte auf charmante Art ihre Handy-Fotos und packte eine Verschwörungstheorie in die Bilder. Rafi Hazera präsentierte seine bereits bestens bekannten Grafiken – durch ihn präsentiert kam jedoch noch eine weitere Humor-Ebene dazu. Lorenz Häberli hielt sich mit dem Humor zurück, erzählte dafür eine vielschichtige Geschichte, an deren Rhythmus man sich zwar gewöhnen musste, die inhaltlich aber wohl am meisten hergab. Kathrin Hönegger zeigte Reisedias und erzählte ihre Erkenntnisse dazu und Skor packte am Schluss humoristisch noch einmal alles aus und glänzte mit Doppeldeutigkeiten. Lustig, unterhaltsam, nachdenklich: für alle etwas dabei. Mich persönlich haben insbesondere Skor und Zukkihund als Dia-Präsentatoren überzeugt.

Der Abend im Kofmehl war der letzte Abend der sechs. Das hat man gemerkt. Sie waren etwas überdreht, etwas müde und etwas traurig, dass es bald vorbei sein würde. Das hat im Laufe des Programmes dazu geführt, dass die Atelieer-Künstler das Publikum etwas weniger auf dem Radar hatten als sich bzw. einander. Am Schluss hatte ich als Zuschauerin das Gefühl, ich gehöre nicht ganz zu der Party. Verständlich zwar, aber etwas schade.

Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.