Die aktuelle Sonderausstellung des kultur-historischen Museums Grenchen behandelt «Wohlfahrt und Macht. Die Uhrenindustrie und die Familien dahinter». zmitz-Blogger Marcel Frey ist dorthin an einen Vortrag gereist – und damit auch etwas in seine Vergangenheit.
Kultur kann Vieles sein. Das haben wir zmitz-intern schön öfters kontrovers diskutiert. Ist Heavy Metal Kultur oder nur Lärm? Ist gut Essen gehen Kultur oder nicht, gehört Folklore dazu, wenn ja wieviel? Und ab wann ist Kultur nur noch Kommerz?
Da gibt es verschiedene Meinungen, und jeder hat wahrscheinlich ein bisschen Recht. Doch welche Meinung man auch vertritt, all diese Sachen leben davon, dass sich Leute für etwas einsetzen und ihre Zeit dafür opfern, egal ob für zehntausende Leute oder nur für eine Handvoll Interessierte. Diese Hingabe macht es für mich auch Kultur aus. Dass sich Leute begeistern lassen für Dinge, die sonst wenig Beachtung finden.
Wie an jenem Mittwochabend im Kultur-Historischen Museum in Grenchen. Im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung «Wohlfahrt und Macht. Die Uhrenindustrie und die Familien dahinter» wurde Herr Philipp Abegg von der Stiftung Ballyana – Sammlung Industriekultur Schönenwerd dazu eingeladen, über die Wohlfahrt der Familie Bally zu berichten.
Etwas peinlich war zwar, dass wir aufgrund unserer Ortsunkenntnis in Grenchen zu spät zum Vortrag gekommen sind. Umso sympathischer wurden wir aber in Empfang genommen und tauchten sogleich ab in das Niederamt des 18 Jahrhunderts und was die Familie Bally im Laufe der Zeit unternommen hat, um als attraktiver Arbeitgeber zu gelten. Mich interessiert das persönlich sehr, da ich auch aus Gretzenbach komme und ein Grossteil meiner Familie bis hin zu meiner Mutter einst für Bally in Lohn und Brot standen.
So sind der schöne Bally-Park, das schlossähnliche Kosthaus, wie auch die Arbeiterhäuser mit Gärten zur Selbstversorgung Bestandteil meiner Jugenderinnerungen. Philipp Abegg zeigte ein Foto einer Strasse mit Arbeiterhäusern und amüsiert stellte ich fest, dass dort meine Grosseltern gelebt hatten und diese Strasse als Kind oft mein Spielplatz war. Der Vortrag war insgesamt kurzweilig, die Begeisterung für die Traditionsmarke bei Philipp Abegg wie auch bei den eher älteren Zuhörern greifbar. Gezeigt wurden natürlich auch Bilder der edel verarbeiteten Meisterwerke aus der Schuhsammlung der Ballys. Kurz zusammengefasst war Bally ein moderner Arbeitgeber, kümmerte sich im gesetzlichen Rahmen um seine Angestellten und honorierte langjährige Mitarbeiter mit Dienstaltersgeschenken.
Nach dem Vortrag wurde noch zu einem kleinen Apéro geladen. Wir nutzten die Gunst der Stunde, um von der stellevertretenden Museumsleiterin Monika Bruder noch mehr über das Museum zu erfahren und kamen noch unverhofft in den Genuss einer kleinen Privatführung. Regelmässig werden die Räume angepasst und erneuert, laden zu interaktiven Spielen ein. So gibt es für neue und alte Gäste immer etwas Neues zu entdecken. Über Grenchen, über die Uhrenindustrie, aber auch über die gesamte Region von Büren an der Aare bis eben Schönenwerd.
Um zum Anfang des Textes zurückzukehren. Die vier Organisatoren waren mit viel Enthusiasmus dabei und das für nur wenige Zuhörer. Diese Hingabe macht für mich Kultur aus. Darum kann ich das Museum nur wärmstens weiterempfehlen. Geht hin und überzeugt euch selber.
Er ist unser Mr. Rock. Er besucht gerne laute Konzerte, ist ein Vinyl-Liebhaber, hat immer tausend Ideen und mindestens genauso viele Connections. Er mischt unsere Bloggertreffen auf – und macht auch aus kleinen Konzerten mit seinen Geschichten einen Anlass mit Weltformat, denn Marcel ist ein wandelndes Rock-Lexikon – und dieses Wissen packt er dann gerne in seine Blogs. Er ist zudem eine «Gwungernase» und löchert darum auch gerne hiesige Musiker mit seinen nicht ganz alltäglichen Fragen.