Zwei Männer an den Gitarren, einer am Kochtopf. Das kommt zusammen, wenn Chansonnier Ruedi Stuber, Liedermacher Nils Althaus und Koch Jörg Slaschek im Attisholz einen Abend bestreiten. Einen Abend, der sich lohnt.
«Chasch di zwüsche zwe Liedermacher nid entscheide, de nimm: Dr guudig Mittuwäg»: Nils Althaus singt sein erstes Lied während dem Apéro im Restaurant Attisholz. Rund 70 Personen sind gekommen, um dem speziellen Abend beizuwohnen. Ein Abend mit eigentlich drei Künstlern: Neben den beiden Musikern nämlich künstelt Jörg Slaschek-Hügli ein Vier-Gang-Menü erster Güte.
Zwischen den Gängen unterhalten Ruedi und Nils die Gäste abwechslungsweise. Ruedi Stuber, der Geschichtenerzähler, dessen Figuren mal jugendlich die erste Liebe im Stadtpark Olten kennenlernen, mal bereits tot im Schloss Bechburg herumgeistern oder als Amphibien den Frühling geniessen – bis sie in Riedholz überfahren werden. Eine Reise durch den Kanton also, kleine Geschichten, die mich glustig machen, das Schloss Bechburg einmal zu besuchen. Es sind vor allem neue Lieder, wie Ruedi sagt. Doch auch eine seiner Georges Brassens-Interpretationen und eine Hommage an Fritz Widmer fehlen nicht. Ich sehe Ruedi als Troubadour, als Weggefährte von Widmer. Ich sehe ihn aber auch als Lehrer – bei der Einführung seiner Lieder kann er den Pädagogen nicht verstecken. Ein Lehrer indes, dem man gerne zuhört.
Etwas anders Nils Althaus: Er ist frecher, ja jünger. Nicht zynisch, nicht bissig, doch mit viel Wortwitz und mit ungeahnten Wendungen in seinen Liedern. Herr Gnägi wird emanzipiert, der Casanova im Coiffeur-Salon exekutiert, das menschliche Leben, klein und unbedeutend wie Staub, karikiert. Schade, dass lediglich ungefähr 10 Prozent der Gäste in Nils‘ Alter sind. So kommen auch die Cablecom-Witze, welche in seiner und meiner Generation ein sicherer Wert sind, nur zögerlich an.
Mein Fazit: Ein wirklich rundum runder, schöner Abend. Das Essen war Attisholz-like hervorragend, ich habe zwei Liedermacher besser kennen gelernt, war überrascht ob Nils Althaus‘ Talent (gopf, der Typ kann von Singen, über Texten, Gitarrespielen und Schauspielern wirklich alles und hat nebenan noch kurzerhand Biochemie studiert) und habe geschätzt, wie der Lokalmatador Ruedi seinem «Gast» viel Platz gegeben hat. Schade, dass die Generationen-Durchmischung vor allem auf der Bühne statt gefunden hat. Leute, rechnet: Für 89 Franken werdet ihr nie mehr in einem 17-Punkte-Gault-Millau-Restaurant essen – und dabei noch Unterhaltung geniessen. Ein Abend, gut für Magen und Herz: Ohne Provokationen, ohne Ausreisser, einfach schön – einfach «der goldene Mittelweg».
Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.