26 Autorinnen und Autoren haben zum «Solothurner Lesebuch» beigetragen. Die 224 Seiten sind eine (Wieder-)Entdeckungsreise durch Stadt und Region.
«Ich bin ein Kind geblieben, und wenn dieses Kind einmal verloren gegangen ist, komme ich nach Solothurn und finde es wieder», schreibt Fritz Dinkelmann, Jahrgang 1950, in seinem Text «Heimat Solothurn und ein Zuhause da und anderswo».
Ich finde diesen Text im kürzlich erschienenen, wunderbaren «Solothurner Lesebuch». Dieses Buch ist eine wahre Fundgrube. Eine richtige Schatzkiste.
Auf 224 Seiten beschreiben 26 (!) Autorinnen und Autoren in ihren Texten ihr eigenes, ganz persönliches Solothurn. Viele der Texte sind Liebesgeschichten. Liebesgeschichten an die «Goldene Märchenstadt», wie sie der bisher einzige in der Schweiz geborene Nobelpreisträger für Literatur Carl Spitteler 1914 in seinem Buch «Meine frühesten Erlebnisse» beschrieb. Ich werde neugierig.
Eine Geschichte pro Tag, das bietet sich an, gönne ich mir. Jeden Tag eine kleine Miniatur, ein kurzer Gedanke. So begleitet mich das «Solothurner Lesebuch» den ganzen Februar. Es ist ein Stöbern durch die Literaturlandschaft Solothurns, durch die Stadt am Jurasüdfuss. Die Stadt, die für ihre Schönheit und für den kulturellen und kulinarischen Reichtum bekannt ist: Konzerte, Museen, Bibliothek, Beizen, Kulturnacht, Filmtage und eben, die Literatur.
Einige Geschichten sind märchenhaft, andere erinnern an Träume, mal mystisch, mal dramatisch. Dazwischen gibt es poetische oder spannende Erzählungen. Und auch einige sachliche, informative oder historische Texte.
Dass es in Solothurn so viele Schreiber und Geschichtenerzählerinnen gibt, kann ich fast nicht glauben. 26 Querschnitte aus ihrem breiten Schaffen regen mich an weiter zu lesen. Hinein zu tauchen. Zu forschen, zu staunen. Das Buch reisst mich mit. – Natürlich finde ich nicht zu jedem Text einen gleich guten Bezug. Einige davon sind natürlich besser.
Es ist ein Buch für Solothurner! Man muss die Stadt kennen, die Gassen, die Winkel. Das Kreuz und Kreuzen. Die Verenaschlucht, den Obach, das Glutzenhübeli, den Nesselboden und die Einsiedelei. Das Solheure, die Fuchsenhöhle, den Roten Turm und die Pittaria. Den Friedhofsplatz, die St. Ursenkathedrahle, das M-Ladendorf oder die Roamer. Denn wenn man die Stadt kennt, findet man sich in den Geschichten, dann ist man heimisch in den Texten. Viele der Geschichten leben allerdings genau davon, dass man sich hier auskennt. Für einen Zürcher zum Beispiel ist das Buch nicht die gleiche Wundertüte, wie für die Leute von hier.
Es ist ein gutes Geschenk. Ein tolles Mitbringsel. Und es macht Lust auf die kommenden Literaturtage!
Eigentlich endet hier mein Text. Ich erzähle aber gerne in einer Serie über das «Solothurner Lesebuch» weiter. Je ein Müschterli aus jeder Geschichten: Zum Gwudrigmachen sozusagen! Und ich verspreche: Ganz am Schluss kommt auch noch Peter Bichsel vor. – ab jetzt jeden Donnerstagmittag auf zmitz.