Die Filmtage 2015 sind vorbei. Unsere Bloggerinnen und Blogger haben nicht nur einen Blick in die Kinosäle geworfen, sondern auch hinter die Kulissen. So hat Mirjam Staudenmann das (Film)Transport-Team besucht.

Als ich vor elf Jahren vom Kanton Bern nach Solothurn zog und das (Kultur)leben hier unvoreingenommen von aussen betrachten konnte, fiel mir der «Filmtransport» auf, noch bevor ich einen Film an den Filmtagen gesehen hatte. Das Team (das ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gesehen hatte, von dessen Mitgliedern ich jedoch jeden Namen kannte) kam mir damals vor wie die «Coolen», die es in jeder Schule gibt. Jeder möchte zu ihnen gehören, doch nur wenigen gelingt die Aufnahme in ihren Kreis.

Aber was passiert mit einem Team, das es in der heutigen Zeit des digitalen Filmes eigentlich nicht mehr «braucht»? Diese Frage hat sich mir anlässlich der diesjährigen Filmtage gestellt. Also bin ich vorbeigegangen und habe nachgefragt. Jean-Claude Cattin bestätigt meine damalige Sicht auf das «coole» Team sogleich. Er erzählt von vergangenen Weihnachtsessen, als es am «Filmtransport»-Tisch abging wie an keinem anderen. Er kramt Erinnerungen hervor – die Augen leuchten. Und heute? «Früher haben wir Material transportiert, heute sind es Menschen», meint Cattin. Und erklärt, dass der «Transport» auch nach dem Digitalisieren der Kinosäle noch immer im Zentrum stehe, er sich jedoch heute eben nicht mehr auf Filme, sondern auf Personen konzentriere.

Zu den Fakten: Bis 2012 wurden die Kinos in der Stadt digitalisiert. Einzig das Kino Palace ist für die analoge Abspielung noch immer (zusätzlich) ausgerüstet. Seit diesem Jahr laufe die Organisation rund um die Bespielung der Kinos problemlos, meint denn auch Michael Fluri. Eine Woche vor den Filmtagen würden alle Filme auf die Kino-Server geladen, alles werde kontrolliert, fertig. Anlässlich des diesjährigen Jubiläums werden einzig im «Palace» noch 35mm-Filme gezeigt – aber das wär’s dann auch gleich mit Filmtransport im ursprünglichen Sinne. Das Team heisse auch nicht mehr «Filmtransport» erklärt Michael Fluri. Organisatorisch sei es aufgeteilt worden in die technische Abwicklung (eben, das Bespielen der Kino-Server) und in den «Transport». Dieses «Transport»-Team ist seit den Anfangszeiten etwa um die Hälfte der Mitglieder geschrumpft. Die Verbliebenen transportieren in schönen Autos schöne Menschen: Schauspieler, Filmtage-Direktorinnen, Regisseure… Ich kriege Einblick in die Kalender dieser Fahrer und muss gestehen: Es sieht nach Stress aus. Einen einzigen Film habe Fluri bisher an den 50. Filmtagen gesehen. Die meiste Zeit hat er also im schnittigen Audi verbracht.

Sie geben es ungern zu, doch ich merke: Ein bisschen Wehmut ist da. Mit dem Verschwinden des Ratterns der Projektoren waren auch die Tage des «Filmtransport»-Teams gezählt.  Viele Leute fragen sich (und auch sie), was denn nun die Aufgaben seien, wofür es sie noch brauche… Und bisher ist dem Filmtransport die Neupositionierung als «Transport» noch nicht ganz geglückt. Verständlich irgendwie. Doch Arbeit bleibt genug. Und Menschen statt Material zu transportieren, tönt doch irgendwie genau so «cool».

Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.