Es ist ein Kofmehl-Abend ganz nach meinem Gusto: Zuerst Phil Campbell (Motörhead) und seine All Starr Band in der grossen Halle, anschliessend die ominöse Rockshit-Party in der Raumbar.
Tiefhängende Gitarren und wummernde Bässe animieren die mehrheitlich männlichen Zuschauer im besten Alter zum zaghaften Headbangen. Die alternden Rockfans haben sich stilsicher herausgeputzt, Band-T-Shirts montiert und die alte, geliebte Jeansjacke aus dem Keller gegraben. Phil Campbell, seines Zeichens Gitarrist von Motörhead, entert die Bühne mit vier jungen Burschen, drei davon sollen seine Söhne sein. Es ist offensichtlich, wer hier den Ton angibt, doch zeigen die vier Jungs neben Phil Campbell, dass sie als Nachwuchsrocker früh geübt und nur von den Besten gelernt haben.
Wenig erstaunlich auch, dass die Setlist vor allem Motörhead-Klassiker aufweist. Dennoch warten Phil Campbell und die All Starr Band auch mit Überraschungen auf. Sie covern Black Sabbath, Led Zeppelin, die Stones, Tina Turner und haben neu auch ein paar eigene Lieder. Es ist ein gutes, solides Rockkonzert, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Phil Campbell stellt sich nach dem Konzert für die Autogrammjäger hin, an der langen Schlange wird deutlich, welch Renommee er eigentlich hat. Spielt er mit Motörhead normalerweise als Headliner in ausverkauften Hallen oder am Wacken, ist er hier quasi im kleineren Rahmen auf Clubtour.
Er ist ein Star zum Anfassen, geduldig posiert er im kitschigen Weihnachts-Shirt mit den wartenden Gästen. Ein Fan lässt seine eigens zu diesem Zweck mitgebrachte Gitarre signieren und kann sein Glück kaum fassen. Hochrot und strahlend wie ein Honigkuchenpferd packt er seine Gitarre wieder ein. Auch ich lasse die von der Bühne ergatterte Setlist unterschreiben und als mich Phil fragt, wie mir das Konzert gefallen habe, habe ich glatt mein komplettes Englisch vergessen. Ich kann dann nur so was wie «…though, I like your T-Shirt» stammeln.
Voller Stolz zeige ich anschliessend die signierte Setlist DJ Beck In Black & DJ Duckie Dale von der Rockshit-Party und glaube ein bisschen Neid in deren Augen zu erkennen. Bis tief in die Nacht hinein legen die beiden DJs nach dem Konzert in der Raumbar Rock-Klassiker auf, so dass mir nach der feuchtfröhlichen Nacht immer noch Alice Cooper, Guns’n’Roses und Aerosmith im Schädel nachbrummen.
Was Dominique bringt, hat Hand und Fuss. Ab der eigenen Neugier überrumpelt, ist sie auch mal für Ungewohntes zu haben und scheut sich nicht, ihre Meinung kund zu tun. Vor einigen Jahren frisch nach Solothurn gezügelt, hat sie sich sofort in die Stadt und ihr Kulturleben verliebt. Sie bewahrt sich aber den Blick der Zugezogenen, der den komplett verblendeten Einheimischen manchmal abgeht. Und das ist gut so.