Das Programm des 9. Solothurner Kleinkunsttages las sich vielversprechend: Wo bisher vor allem Musiker und Wortkünstler auf der Bühne standen, gab es diesmal Zirkusartisten, Feuerkünstler, einen Schriftsteller, eine Liedermacherin, einen Kabarettisten und ein Comedy-Duo zu sehen.
Ich mag die Idee des Kleinkunsttags: Die einzelnen Auftritte dauern 10 bis 15 Minuten. Perfekt: Man kriegt Kleinkunsthäppchen, die zum Teil Lust auf mehr machen – und sollte einem mal was nicht so passen, hat man ein Zeitfenster für den Besuch des stillen Örtchens sowie einen Boxenstopp an der Bar.
Kleinkunsttag. Tag? Los geht’s erst um 20 Uhr. Anlässlich des 9. Kleinkunsttages klärt Moderator Michel Gammenthaler das Publikum auf: «Der Anlass findet zwar abends statt – aber wir alle sind schon den ganzen Tag hier.» Logisch, oder? Mit «wir» meint er die Künstlerinnen und Künstler, die an diesem Abend von einer Carte Blanche profitieren und sich laut Programmausschreibung so präsentieren werden, wie sie vorher noch nie zu sehen waren. Ich habe noch kaum einen der Kleinkunsttage verpasst. Doch nur selten hatte ich das Gefühl, dass die Carte Blanche genutzt worden ist. Ivo Hutzli vom Kulturm, der das Programm zusammengestellt hat, bestätigt dies: «Es ist selten so, dass die Künstler eine neue Produktion für den Kleinkunsttag im Kofmehl zusammenstellen. Meistens picken sie einen Teil eines bereits existierenden Programmes heraus.»
Der Zauberer Michel Gammenthaler machte einen guten Moderatorenjob. Er sorgte mit seinen Tricks und Erzählungen für Auflockerung zwischen den Nummern. Dabei hatte er die Lacher immer auf seiner Seite. Gewollt – und manchmal auch ungewollt. Zum Beispiel als er den Kinderzirkus Pitypallaty aus Lommisdorf ankündigte. «Lommiswil», tönt es postwendend aus den Zuschauerreihen. Die jungen Zirkus-Artistinnen und -Artisten präsentierten sich in zwei Showblöcken. Schnell mochte man sie: Einerseits profitierten sie von einem Jöööö-Bonus und vom Heimvorteil, andererseits waren ihre Darbietungen wirklich beeindruckend – egal ob bei den Jonglage-Nummern, am Vertikaltuch oder bei der Bodenakrobatik.
Auf das Comedy-Duo «Jobert & Pancetta» hatte ich mich besonders gefreut. Sie waren schon in früheren Jahren zweimal auf der Kofmehlbühne zu Gast. Leider war schon nach wenigen Sekunden klar: «Das hatten wir doch schon mal!» Genau dasselbe Stück haben die Beiden bei ihren letzten Auftritten im Kofmehl präsentiert. Schade.
Positiv überrascht hat hingegen das FeuerTanzTheater «Pas de Feux». Stefani Bolzli und Martin Wanzenried verzauberten mit ihrer Show aus Licht, Musik, Feuer und Tanz. Man wähnte sich in einem Variété oder einem Zirkuscapitol. Auch die Singer/Songwriterin Brigitte Marolf erzeugte eine besondere Atmosphäre. Sobald sie sich hinter das Klavier setzte, wünschte man sich an ein Tischchen in einen schummrigen Club, ein Glas Rotwein vor sich, um so in Ruhe ihren Geschichten lauschen zu können.
Den undankbarsten Job hatte der Schriftsteller. Neben Feuerspektakeln, Jonglagen mit Diabolos oder Wörtern, wirkte sein Auftritt unspektakulär. Aber: Der Utzenstorfer Krimiautor Roger Strub weckte Lust auf seinen neuen Krimiroman «Verfalldatum», der im Februar erscheinen wird. Und er überraschte mit einem musikalischen Abschluss seines Auftrittes.
Für das Schlussfeuerwerk war der Thurgauer Kabarettist Jan Rutishauser zuständig. Ein Thurgauer? Da die Suche nach Mittelländer-Künstlern mit jedem Jahr schwieriger wird, sind die Kleinkunsttage eine Kooperation mit den Oltern Kabaretttagen eingegangen. Jan Rutishauser hat dort 2013 das Cabaret-Casting gewonnen. Der Thurgauer spricht auf der Bühne mehrheitlich Deutsch. Denn: «Ich möchte auf der Bühne ernstgenommen werden.» Und wie er so über die Sinnlosigkeit des Blockflöteunterrichts erzählt, kommen Erinnerungen an die eigenen Übungsstunden auf. Seine zehn Minuten sind rasch vorbei. – Ihm hätte ich gerne länger zugehört.
Infos zu den Künstlerinnen und Künstler:http://janrutishauser.ch/ http://www.pitypalatty.ch/ http://www.brigittemarolf.ch/ http://www.feuertanztheater.ch/ http://www.jobertundpancetta.ch/ http://www.rogerstrub.ch/
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.