Das Biel-Bienne Jazz & Impro-Orchestra bringt Daniel Erismanns Derwisch-Suite auf die Kreuz-Bühne. Sein Team jongliert im fünf-Achtel-Takt. zmitz-Blogger Peter Gubler war dabei.

Das Konzert beginnt mit Klatschen – von der Bühne, nicht aus dem Publikum. Wo sonst Kleinformationen auftreten, spielen heute ganze elf MusikerInnen. Sie beweisen, dass das Zusammenspiel auch bei hoher Bevölkerungsdichte wunderbar harmoniert, wenn man aufeinander hört. Das Orchester als Vorbild für unser Land in Zeiten der Zuwanderung?

Ich setze mich vorsorglich in die hinterste Reihe und erwarte Freejazz-Getröte bei 110 Dezibel. Nichts von dem: die befürchteten Dissonanzorgien bleiben aus, es überrascht eine angenehme Zurückhaltung. Vor allem im ersten Satz der Suite sind die Instrumente fein aufeinander abgestimmt. Es entsteht ein wunderbar transparenter Mix, wie ich ihn im Kreuz noch selten gehört habe.  

Daniel Erismann komponierte und leitet die Derwisch-Suite nicht nur, er spielt auch selber mit. Ich staune, wie es dem Spielertrainer gelingt, elf Individuen zu einer geschlossenen Einheit zu formen. Fast wie bei Real Madrid, bloss ohne Cristiano Ronaldos Starallüren. Dabei sind hier durchaus herausragende Musiker in der Aufstellung. Hervorzuheben ist Antonello Messina, Virtuose mit traumtänzerischer Sicherheit aus Süditalien. Seine Akkordeon-Dribblings spielen die Zuschauer schwindlig. Leider läuft er an diesem Abend zum letzten Mal unter Erismann auf, da er den Verein wechselt.

Die Improvisationen wechseln sich ab mit einstudierten Varianten, die Taktik lässt allen Musikern immer wieder Freiraum für unvorhersehbare Kunststücke. Wunderschön anzuschauen, wie sich die Streicher mit blindem Vertrauen die Pässe zuspielen. Leider werden sie im zunehmend lauteren Konzert von den Vuvuzuelas, sprich – Hörnern erdrückt. Wenn wir schon beim Mäkeln sind, der Tabla-Spieler zeigte einige rhythmische Abstimmungsprobleme mit seinem Torwart, dem Schlagzeuger. Gleichzeitig sorgte sein exotischer Sound für Farbtupfer. Es war ein schönes Spiel, niemals langweilig, und die zahlreichen Zuschauenden gingen frohgemut nach Hause.