Sie haben einige der schönsten Songs, die hierzulande je geschrieben wurden, in ihrem Gepäck: Die beiden Brüder Reto und Rene «Coal» Burrell aus Stans. Zwei begnadete Songwriter waren im Rahmen der traditionsreichen «Acoustic Nights» im Alten Spital zu hören.
Vielleicht hat es mit ihrer Herkunft zu tun. Vielleicht verdanken die Burrells manche ihrer musikalischen Inspirationen dem Stanserhorner Schatten. Was kann man schon tun, wenn man eine Jahreshälfte lang fast den ganzen Tag ohne Sonne ist? Reto und Rene machen das Beste: Sie schreiben Songs!
Zuerst auf der Bühne sind «Famous October», so nennt sich das Duo von Rene «Coal» Burrell und seiner amerikanischen Ehefrau Sarah Bowman. Danach folgt Reto Burrell, «Coals» älterer Bruder. Er wird heute begleitet vom Gitarristen Ewald Heusser.
Sarah Bowman ist neben ihrem Engagement bei «Famous October» auch bekannt als Solokünstlerin. Soeben veröffentlichte sie ihr Album «Empty Houses». Oder sie spielt als Duo The Bowmans zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Claire.
«Famous October» klingen in meinen Ohren rund. Gut arrangierte Gitarren. Schöne Gesangsmelodien. Eine stimmige Cellobegleitung. Ich gebe mich der Musik hin. Bald sehne ich mich nach einem bequemen Sofa und einem knisternden Feuer im Kamin. Es riecht ein wenig nach Rauch und vielleicht nach gerösteten «Cheschtele». Auf jeden Fall passt die Jahreszeit.
Insgeheim hoffe ich aber auf das Set von Reto Burrell. Ich verspreche mir davon mehr Rock und rauere Gitarren. Und es kommt auch so: Das Set der beiden Musiker fetzt gegen Ende immer mehr. Sie lassen sich gehen und man spürt die Leidenschaft.
Ewald Heusser spielt schöne Melodien und ergänzt Reto Burrell musikalisch. Der Sound seiner elektrischen Gitarre ist für meine Ohren allerdings zu extrem eingestellt. So zirpt die Fender Telecaster so stark, dass die Mystik der Songs zu zerplatzen droht. Auch zwischen den Songs nervt das analoge Zirpen aus Heussers Verstärker.
Chapeau vor dem burrellschen Songwriting. Alles klingt einfach und akzentfrei. Die Songs sind eingängig und krallen sich in meinen Ohren fest! «Sunshine & Snow» und «Ease Your Mind», beispielsweise. Wer diese Songs nicht kennt und wer mit einer Prise Country gewürzte Gitarrenmusik in amerikanischer Singer- und Songwritertradition mag, der sollte sich auf jeden Fall schlau machen.
Viele Songs haben die Fähigkeit das Publikum im Nu an die Sonne über dem Solothurner Nebel zu katapultieren. Das passt – nicht nur im Herbst!
Infos zu den «Acoustic Nights» gibts hier.