Die Oltner Rag Dolls setzten am vergangenen Freitag im Kofmehl zum Schlussspurt an und beendeten ihre Band-Karriere als Sieger.
Die Rag Dolls sind Geschichte. Nun ist es endgültig. Relativ überraschend und ziemlich nüchtern teilte die momentan berühmteste Oltner Band im Sommer den Fans per Facebook mit, dass im Herbst Schluss sein soll. Auch die letzten Konzerttermine wurden gerde durchgegeben – so auch das Schlusskonzert am 7. November in der Raumbar der Kulturfabrik Kofmehl.
Ein Abschiedsgeschenk für die treuen Fans oder besser gesagt: Freunde, welche die Entwicklung der Band in den letzten sieben Jahren mitverfolgt und auch massgeblich zu deren Erfolg beigetragen haben. Noch einmal in den Erinnerungen vergangener, unvergesslicher Konzerte schwelgen, an denen uns die drei Vollblutmusiker mit eingängigem und tanzbarem Indierock zum Durchdrehen gebracht haben.
Seit ihrer Gründung vor sieben Jahren in Olten verfolge ich das Schaffen und Wirken der Rag Dolls. Besonders zu Beginn ihrer Karriere stand die Teilnahme an etlichen Bandwettbewerben im Zentrum. Egal ob in Basel, Bern oder Olten – wir waren dabei und gaben unsere Stimme für Elias, Läli und Molly ab. Wie eine Traube bewegte sich eine Gruppe Fans, viele ehemalige Klassenkameraden und Freunde, im Dunstkreis der Band und begleiteten sie auch an Auftritte am Dorffest an den abgelegensten Orten.
Einige Wochen vor dem Konzert wurde den Leuten vom Kofmehl jedoch bewusst, dass dieses «Abschiedsfest unter Freunden» die Raumbar an ihre Grenzen bringen würde. Der Ansturm auf die gratis zu reservierenden Billete war riesig. So wurde das ganze Konzert kurzerhand in die grosse Halle verlegt. Als Vorbands sollten die beiden vielversprechenden Geheimtipps «The Pretending Basterds» aus Olten und die Solothurner «Out Sea» den Solothurner Heimatabend eröffnen.
Auf dem Weg ins Kofmehl werfe ich noch einmal kurz einen Blick in die Veranstaltung auf Facebook und ohalätz: das Konzert ist mit 900 Tickets ausverkauft! What the…? Nun aber los – ich bin ziemlich spät dran. Als ich beim Kofmehl eintreffe haben die Vorbands ihren Auftritt leider schon hinter sich. Vom Foyer aus höre ich Elias auf der Bühne: «Wenn ihr nicht mitsingt, lösen wir uns auf.» Wer schon einen ihrer Auftritte miterlebt hat, kennt diese direkte Selbstironie der Rag Dolls. Ich betrete die Halle und bin überwältigt: Körper an Körper gedrängt bewegt sich die Masse zu den von der Bühne dröhnenden Klängen des süffigen Retro-Indie-Rock’n’Rolls. Die Stimmung hier drin gleicht einer Endzeitszenerie. Jeder Ton scheint vom bunt durchmischten Publikum geradewegs aufgesogen zu werden. Mit dem Ertönen der Akkorde von «Bought and Sold» – einem ihrer grössten Hits – gibt’s dann definitiv kein Halten mehr. Bierbecher, Konfetti und hüpfende Körper fliegen durch die Luft – die Halle hebt ab!
Das Konzert vergeht im Fluge. Das letzte Stück noch nicht zu Ende gespielt, applaudiert das Publikum bereits zur Zugabe. Mit der Gelassenheit und Routine alter Hasen verschwinden die Rag Dolls winkend zu den Klängen von «I will always love you» von der Bühne. Selbstironie in dieser gewohnt einfältigen (und gerade deswegen so genialen) Art bis zum Schluss also. Und das Publikum zieht mit. Wellenartig sinkt es zum Sitzstreik auf den Boden, bis die Rag Dolls noch einmal zu einem allerletzten Stück ansetzen. Dann ist Schluss.
Nach über 200 Konzerten, dem Sieg am MyCokeMusic-Bandcontest und einem Nachlass voller wunderbarer Indierockperlen begeben sich die drei nun auf neue Wege. Danke liebe Rag Dolls und alles Gute – wir sehen uns wieder!