Bei seinem Auftritt in der Kächschür in Oberdorf hat der italienische Liedermacher Giorgio Conte die Beschreibung eines Journalisten bestätigt: «Er ist ein Humorist, der die Herzen berührt, und ein Intellektueller, der den einfachen Leuten zuzwinkert.»

Auf dem Pissoir, gleich nach dem Konzert, höre ich ein paar Männer fröhlich den Refrain trällern: «La-la-la, la-la-la-la-la…» oder so ähnlich. Mir läuft der Ohrwurm auch noch den ganzen Abend und die halbe Nacht nach. Giorgio Conte hats geschafft: Ohne grosses Spektakel, dafür mit viel Humor und Charme hat er das anfänglich eher zurückhaltende Publikum in der vollen Kächschür bei der Hand genommen und es dazu gebracht, mit ihm zu singen, zu summen und zu pfeifen. Die erste Zugabe leitet er augenzwinkernd mit den Worten ein: «Ich habs verstanden, ihr wollt weiter singen…»

Dabei gings mir vor dem Auftritt vom Samstagabend in Oberdorf wie einigen anderen Anwesenden: Ich wusste gar nicht, dass Weltstar Paolo Conte einen Bruder hat, der auch Liedermacher ist. Eine kurze Internet-Recherche zeigt Parallelen auf: Schon früh kamen die beiden im Elternhaus im piemontesischen Asti mit französischen Chansons, amerikanischem Jazz und der italienischen Volksmusik in Berührung, es folgten die ersten gemeinsamen Bands und Lieder; beide wurden Anwälte, gingen diesem Beruf einige Jahre nach und hängten ihn später an den Nagel, um sich ausschliesslich der Musik zu widmen. Irgendwann trennten sich ihre Wege, und während Paolos steile Karriere begann, tingelte Giorgio über etwas kleinere Bühnen, schrieb Lieder für bekannte Sängerinnen und Sänger, aber auch preisgekrönte Bücher.

Am Samstag konnte Giorgio Conte unter anderem die Lieder seiner brandneuen CD «Cascina Piovanotto» präsentieren, die erst Anfang Oktober erschienen ist. Auch musikalisch sind die Contes recht nahe beieinander: Chanson, Swing, Jazz. Der grösste Unterschied liegt im Auftritt und bei den Texten. Giorgio ist mehr Erzähler als Musiker, versucht gar nicht erst, seinen glamourösen Bruder zu imitieren. Er singt und zupft unaufgeregt an seiner Gitarre, begleitet von nur zwei Musikern – Bati Bertoli spielt abwechselnd Akkordeon, Klavier und Vibrandoneon, Alberto Parone gleichzeitig Schlagzeug und Vocal Bass. Seine Liedtexte sind weniger abgehoben als Paolos, aber mindestens so tiefschürfend und sicher näher bei den Leuten. Das hat Giorgio Conte die treffende Beschreibung eines Journalisten eingetragen: «Er ist ein Humorist, der die Herzen berührt, und ein Intellektueller, der den einfachen Leuten zuzwinkert.»

 Infos im Internet: www.kultur-oberdorf.ch und www.giorgioconte.com

Gianni ist Blogger der ersten Stunde. Er hat schon überall geschrieben und kommuniziert. Bei der Zeitung, für den ÖV, für Spitäler, fürs Vini, jetzt für die öffentliche Verwaltung im östlichen Nachbarkanton. Wieso also nicht für zmitz – wieder. Gianni trifft man immer und überall. Darum schreibt er auch über vieles. Und das durchaus auch mal mit kritischem Blick. Aber lässt sichs auch gut gehen, wenn ihm danach ist.