Keinen Donauwalzer, keine Sachertorte, dafür Folkballaden satt – die Wiener Band «Harlequin’s Glance» tauchte den Kreuzsaal in eine herbstlich-melancholische Stimmung.
Das Konzert begann leicht verspätet, denn es trafen noch einige Gäste ein. Und es gefiel ihnen, was sie sahen. Die Harlekine spielten folkige Eigenkompositionen ihres Sängers Gernot Feldner, gewürzt mit Covers von Tom Waits und anderen. Sie brauchten etwas Zeit um sich aufzuwärmen, so auch das Publikum. Etwas überrascht über die Solothurner Zurückhaltung, forderte die Harlekine es zum Tanz auf. Immerhin begann ein Paar zu walzern, die anderen genossen das Konzert weiterhin im Sitzen und wippten dafür umso heftiger mit den Füssen.
«Harlequin’s Glance» jedoch ist keine Band der lauten Töne. Sie mag eher den verspielten Dreivierteltakt (Strauss lässt grüssen) als den punkigen Vorwärts-Folk à la «Pogues». Nach vielen guten Songs im Midtempo-Bereich wünschte ich mir noch etwas mehr Dynamik. Wie zum Beispiel bei den schwebenden Outros, die aus einer anderen Sphäre kamen. Oder wie da, als der filigrane Gitarrist Alex für einen kurzen Moment seine stupende Technik vergass und richtig rau in die Seiten griff. Wenn dazu Stefan auf seiner Geige fiedelte wie der Teufel, hielt es sogar die Solothurner fast nicht mehr auf den Stühlen. Auch wenn die Ansagen etwas lang wurden – mir gefiel dieser Humor, dieses wienerisch Kauzige, das Selbstironische («Ich spiel gar kein Banjo»). Man spürte, dass die Musiker untereinander Spass haben. Und als kurz vor Schluss der Verstärker des Gitarristen ausstieg, beendete er das Konzert kurzerhand am Piano. Es war ein launiger Konzertabend und auch das nachkonzertliche Feiern wieder sehr nett. Wir hoffen, die Wiener kehren bald wieder!
Harlequin’s Glance sind:Gernot Feldner (Gesang, Gitarre, Banjo)
Tino Mixan (Kontrabass)
Stefan Steiner (Geige, Diatonisches Akkordeon)
Daniel Klemmer (Drums, Waschbrett und Quietschsau)
Alex Gantz (Gitarre, Keys)