Was nach Fussball-Trippel-Training tönt, ist nichts anderes als ein tänzerischer Selbstversuch: Der zweite Lindy Hop-Workshop am letzten Mittwoch im Kofmehl. Und ich mittendrin.

Lindy Hop. Ich kenne einige Leute, die das wöchentlich üben und begeistert sind. Das sind aber Menschen mit motorischem Geschick und Adaptionsfähigkeiten. Ich dagegen habe zwar über zehn Jahre Judotraining auf dem Buckel, hatte bis zum blauen Gürtel aber immer meine Mühe, das Vorgezeigte dann auf meinen eigenen Körper zu adaptieren. Das wird in einem Lindy-Hop-Workshop wohl nicht anders sein.

Es sei ganz einfach, meinen dann aber Sonja und Günther – unsere Trainer. «Schritt – Schritt – Wechsel – Schritt – Öffnung – Schritt – Drehung – usw.» Eine – bewegungstalentierte – Freundin stellt sich für den Selbstversuch zur Verfügung. Sie «spielt» die Frau, ich den Mann – den «Chef» wie Günther meint. Grossartig, jetzt soll auch ich noch sagen, wo es lang geht. Wir hüpfen ein bisschen rum. Es heisst ja «hop», so falsch kann es also nicht sein. Und tatsächlich: Nach einigen Takten zu «New York, New York» läuft das ziemlich beschwingt. Wir müssen zwar zugeben, dass es bei vielen der rund 35 Paare im Kofmehl besser aussieht als bei uns, sind aber ganz zufrieden. Und vor allem (das hätte ich nicht unbedingt geglaubt): Es macht Spass!

Der Tanzstil aus den 1930er Jahren – den übrigens die Schweden von den USA nach Europa gebracht haben sollen, in dem sie Video um Video angeschaut und die Schritte nachgetanzt haben – sei ziemlich «cool» meinen dann Sonja und Günther und erzählen von seinen Anfängen in den Ballsälen New Yorks, in welchen sich die schwarze Bevölkerung versammelte und die Nächte durchfeierte. Ja, «cool» scheint er zu sein – das Besucheraufkommen war trotz HESO gross. Lindy Hop ist in der Schweiz angekommen. Bei uns beiden sah es noch nicht ganz so «cool» aus. Doch es besteht Hoffnung: im nächsten Jahr sind weitere Workshops im Kofmehl angedacht.

PS (…und das muss halt irgendwie auch noch gesagt werden): Ein kleiner Dämpfer passierte, als die Musik ab Konserve und damit der Workshop zu Ende war und die Ambassador Big Band Solothurn aufspielte. Dann nämlich eröffneten Sonja und Günther den Live-Abend und zeigten, wie es aussehen kann, wenn man über acht Jahre «Schritt – Schritt – Wechsel – Schritt» übt und noch einiges dazu lernt. Wir cool? Leider nein.

10 Minuten von den Internationalen Lindy Hop Meisterschaften 2011 auf Youtube

Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.