Es gibt wohl Spannenderes als altes Geschirr und Besteck anzuschauen, dachte ich mir auf dem Weg ins Museum Blumenstein vergangenen Samstag in Solothurn. Aber dann wurde ich schnell eines Besseren belehrt.

Besteck und Geschirr gehörte im Laufe des 18. Jahrhunderts zum Statussymbol. Kein Auto oder eine teure Uhr, die das Handgelenk säumt, nein, man nahm als Gast sein wertvoll verarbeitetes Besteckset mit oder stellte im eigenen Haus das ganze gute Porzellan aus. Blumenstein-Kurator Erich Weber haucht jedem seiner für den Denkmaltag ausgestellten Exponate mit Geschichten und Anekdoten Leben ein. Da ist das Trinkgefäss aus einer Kokosnuss, das nur als Dekoration und Demonstration des Status diente; dort eine silberne Platte, die damals einem Vorstand der Firma von Roll als Boni übergeben wurde. Weiter erfährt man von Weber, dass man sich in der ehemaligen Ambassadorenstadt Paris zum Vorbild nahm, neue Trends in der Geschirr- und Besteckwelt von dort wurden hier zu Solothurn in Silber nachgegossen und wer sich das teure Material nicht leisten konnte, liess sich den neuen Chic aus Paris vom Schreiner in Holz drechseln. Auf genau dieses Holzgeschirr ist Erich Weber besonders stolz, da selten so gut erhaltene Stücke gezeigt werden können wie im Museum Blumenstein. Mir gefiel die Geschichte zu den edlen Silberkännchen, denn ob Kaffee, Tee oder Kakao, jedes Getränk hatte sein eigenes Brühkännchen. Als jedoch die Franzosen Ende des 18. Jahrhunderts die Stadt einnahmen und die Bürger zu Zwangssteuern verpflichteten, wurden die meisten dieser Kännchen als Silbermünz-Ersatz den Invasoren übergeben.

Die meisten der gezeigten Exponate sind nun leider wieder im Lager des Museum Blumenstein, aber Weber plant in Zukunft eine Webseite, auf welcher die umfangreiche Sammlung des Museums Blumenstein dokumentiert werden soll. Drei Geschirr-Ensembles können aber im Moment noch in einem Schrank im Speisesaal angeschaut werden.

Das Zückerchen der Führung folgt wie oft zum Schluss. In der kleinen Küche des ehemaligen Herrenhauses bereitet Köchin Cecilia Chiara ein opulentes Festmahl wie anno dazumal vor, dass dann am Abend ausgewählten Gästen im Speisesaal kredenzt wurde. Eine prächtige Pastete macht mich und die anderen Besucher besonders gluschtig, wir durften dann immerhin von den frischen Beignets probieren.

Was Dominique bringt, hat Hand und Fuss. Ab der eigenen Neugier überrumpelt, ist sie auch mal für Ungewohntes zu haben und scheut sich nicht, ihre Meinung kund zu tun. Vor einigen Jahren frisch nach Solothurn gezügelt, hat sie sich sofort in die Stadt und ihr Kulturleben verliebt. Sie bewahrt sich aber den Blick der Zugezogenen, der den komplett verblendeten Einheimischen manchmal abgeht. Und das ist gut so.