Wie funktioniert der Offene Bücherschrank in der Solothurner Vorstadt – und wer nutzt ihn? Bloggerin Mirjam Staudenmann schickt ein Buch auf eine Reise und ist gespannt, ob es zurück kommt, um von seinen Erlebnissen zu berichten.
Nö. An einem Donnerstagnachmittag wird beim Offenen Bücherschrank in der Solothurner Vorstadt nicht viel los sein. Deshalb nehme ich – zur Sicherheit – noch ein eigenes Buch zum Lesen mit, währenddem ich zuschauen möchte, was sich an diesem Schrank denn so tut. Mein Buch mit dem Titel «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse», ist ungeheuer unterhaltsam und es wäre nicht so, dass ich oft und gerne davon aufschaue um meine Beobachtungen durchzuführen.
Meine Beobachtungen wird es ja auch nicht brauchen – denke ich. Ich stelle mich auf spannende Lektüre und unspannende Feldforschung in Sachen Bücherschrank ein. Und werde nach 1.57 Sekunden eines besseren belehrt: Da hält eine Frau mit Fahrrad, steigt ab. Sie wird nach 5.28 Sekunden eine andere Frau kennenlernen. Sie werden sich austauschen über einige Bücher, die sie bereits gelesen haben und auch darüber, was sie nicht empfehlen. Sie werden diese Freiluft-Bibliothek loben und werden wieder in verschiedene Richtungen verschwinden.
Und so geht’s dann quasi Schlag auf Schlag. Eine Touristengruppe aus Deutschland, deren Teilnehmer «mal ein bisschen schmökern», Mütter mit Kindern, die sich zielbewusst mit Taschen auf den Schrank zubewegen, Bücher reinstellen, rausnehmen, weiterziehen. Und – mich freut’s – ein mittelalterlicher Herr, der ganz und gar nicht dem von mir kreierten Klischee eines Bücherschrankbenutzers entspricht, nimmt sich gleich zwei Bücher. Ja, es sind nicht nur die linken Lehrerinnen und die Germanistikstudentinnen, die hier lesen!
Zwei Stunden und 16 Besucher und Besucherinnen später habe ich auch mein Buch fertig gelesen und schicke es alsbald auf seine eigene wunderliche Reise in den Bücherschrank. Ich habe vorgesorgt, sodass es mir von seinen Reisen erzählen kann und werde es ab und zu wieder im Bücherschrank besuchen. To be continued…
Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.