Sommerpause im Stadttheater Solothurn. Stress oder Entspannung?
Die Umbauarbeiten im Stadttheater schreiten voran. Bevor die Spielzeit in der Rythalle beginnt, gastiert das TOBS noch im Kreuz. Was läuft sonst noch so in der spielfreien Zeit? zmitz sprach mit Adrian Flückiger, Schauspieldramaturg am TOBS.
zmitz: Sommerpause im Stadttheater-Betrieb – Ferien oder Dauerstress?
AF: Ferien!! Und die haben wir jeweils bitter nötig, denn der Theaterbetrieb läuft eine ganze Spielzeit ohne Pause auf Hochtouren. Da ist man im Juni ziemlich auf den Felgen und sehr froh um die sechswöchigen Theaterferien. Aber wie das so ist in einer Kulturinstitution wie dem Stadttheater: Es ist nicht einfach, in den Ferien konsequent nichts zu tun.
zmitz: Woraus besteht ihre Arbeit in der spielfreien Zeit?
AF: Es gibt verschiedene Abteilungen, die zeitweise auch in der Sommerpause arbeiten müssen: so zum Beispiel die Schneiderei oder die Verwaltung… Aber auch unsere Schauspieldirektorin Katharina Rupp und ich haben meistens noch einiges zu tun: Endlich hat man nämlich mal Zeit, in Ruhe Stücke zu lesen, sich Gedanken zum Spielplan zu machen oder Konzepte für kommende Stücke zu entwickeln. Diesen Sommer trafen wir uns unter anderem mit der Bühnen- und der Kostümbildnerin zu Konzeptionsgesprächen für «King Arthur». Der Vorteil der Sommerpause ist, dass man solche Gespräche für einmal unabhängig vom Theaterbetrieb machen kann: an einem ruhigen Ort. Und Stücke lesen kann man auch am Strand oder im Liegestuhl…
zmitz: Das Ensemble ist in den nächsten Wochen an unterschiedlichen Aufführungsorten zu Gast. Im August im Kapuzinerkloster, im September im «Kreuz» – im Oktober ist es wieder ruhig und ab November wird wieder in der Rythalle gespielt. Ein logistischer Spagat – oder?
AF: Ja, es ist ein logistischer Spagat, aber ein höchst spannender und herausfordernder. Man fühlt sich stets im Festivalmodus. Die Situation ist für alle Abteilungen neu und mit einem enormen Aufwand verbunden. Ein Ort wie das Kloster ist ein einmaliger Arbeitsplatz, es ist ein Privileg in einer so wunderschönen Anlage proben und spielen zu dürfen. Aber es bedarf auch einer grossen konzeptionellen, technischen und schauspielerischen Leistung, um an einem solchen Ort überhaupt ein Stück auf die Bühne zu bringen. Ich persönlich finde diese Auslagerungsphase sehr interessant, man ist ständig zwischen den verschiedenen Arbeitsplätzen unterwegs, lernt neue Menschen kennen und bespielt Orte, die man vorher kaum kannte. Und ich bin sehr glücklich, dass unser Publikum so offen und unkompliziert ist und uns mit Begeisterung an jeden neuen Spielort folgt. Übrigens: ruhig ist es im Oktober nur gegen aussen, im Betrieb wird da heftigst geprobt, geschneidert und geschreinert für Produktionen wie «Rusalka», «Tahrir», «Der Theatermacher» oder «Aschenputtel».
zmitz: Ihr persönliches TOBS-Highlight in der Saison 2015/15?
AF: Natürlich freue ich mich auf die Wiedereröffnung des neuen Hauses mit der barocken Semiopera King Arthur, bei der sämtliche Sparten von TOBS beteiligt sein werden. Aber weil das ohnehin das Highlight ist, möchte ich als mein persönliches Highlight das Stück «Du bist meine Mutter» erwähnen, das wir im September im wunderschönen Saal der Genossenschaft Kreuz spielen – ein sehr berührendes, intimes Stück über einen Sohn und seine demente Mutter, über das Vergesen, über Alter und Krankheit.
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.