45 Männer und Frauen aus 16 Nationen, das ist der «Chor der Nationen». Sie leben Integration und Verständigung über die Kulturgrenzen hinweg. Aber nicht nur, wenns ums Singen geht. Und gern dürfte sich das Konzept auf andere Bereiche ausweiten, findet Albert Weibel, Präsident des Chors. Aus Anlass des Jahreskonzerts am 14. September hört zmitz hin.
Die Idee damals war so gut, dass sie andernorts auch umgesetzt wurde: Als Integrationsprojekt im Kanton Solothurn wurde 2006 der «Chor der Nationen» ins Leben gerufen. Der Chor gibt Migrantinnen, Migranten und Einheimischen die Gelegenheit, das Zusammensein zu lernen und zu geniessen. Kulturelle Vielfalt, musikalische, sprachliche und individuelle Verschiedenheiten werden zu gemeinsamen Projekten verbunden, es entstehen gegenseitige Anerkennung und Freundschaften. Es werden Lieder aus der ganzen Welt gesungen, wobei es keine (grosse) Rolle spielt, ob die einzelnen Mitglieder gesangliche Vorerfahrung haben. Seit seiner Gründung vor acht Jahren hat der Chor Nachahmer in Luzern, Glarus, Zürich und Bern gefunden.
Derzeit sind es 45 Frauen und Männer aus 16 Nationen, die im Solothurner «Chor der Nationen» singen, insgesamt zählt der Chor 66 Mitglieder aus 18 Nationen. Sie bestreiten ein von Jahr zu Jahr unterschiedlich stark ausgelastetes Programm. Nebst dem alljährlichen Jahreskonzert, das auch heuer bald – am 14. September, um genau zu sein – ansteht, treten die Sängerinnen und Sänger oft an Konzerten oder Kundgebungen zu Frieden, Integration und Verständigung zwischen den Kulturen. 2013 standen so drei grosse Konzerte und vier kleinere auf dem Programm.
Für Chor-Präsident Albert Weibel, als einstiger Integrationsdelegierter des Kantons Solothurn Initiant des Projekts, will der Chor nicht einfach nur eine Visitenkarte für erfolgreiches interkulturelles Zusammenleben abliefern. «Es geht darum, auch nach aussen hin zu zeigen, dass Vielfalt Stärke bedeutet», sagt er. Dabei ziehe er gern den Vergleich zur Fussball-Nati herbei: «Sie ist nur so stark, weil es sich um eine multikulturelle Gruppe handelt.» Ob Nati oder Chor, in beiden hätten alle das gleiche Ziel und es existierten Regeln.
Es geht mit dem Chor nicht einfach darum, dass man sich an den Proben trifft, gemeinsam singt und dann wieder von dannen – in den jeweils eigenen Kulturkreis – zieht. «Die Aufgabe wäre nicht erfüllt, wenn der Chor nur im stillen Kämmerlein Integration leben würde», weiss Weibel. Die Öffentlichkeit solle und müsse auch von der Arbeit erfahren, egal ob die Stimmung derzeit ausländerfreundlich oder ausländerfeindlich sei. Die Apéros, die nach den Konzerten stattfinden, bestätigen Weibel: Das Konzertpublikum wird zur sich austauschenden Gesellschaft: Hunderte Gespräche entstehen jeweils; über Landes- und Kulturgrenzen hinweg. Und auch der Chor selbst pflegt ein Leben nach der Probe. Und auch da könne das Zusammensein mehr als «nur» sozial-integrativ sein, wie Weibel weiss: « Wenn eine Frau aus Usbekistan eine Arbeitsstelle sucht, kann Beziehungspflege wichtig sein.» Nachteil für den Chor: Haben Migrantinnen oder Migranten einmal eine Stelle gefunden, können sie oft nicht mehr mitsingen: Abends müssen sie arbeiten.
Wenn sich das Konzept denn dermassen bewährt, wäre es nicht schön, würde es auf andere Lebensbereiche angewendet? Das wäre schön, meint Weibel, und verweist auf einen Bereich, wo es so ist: den Fussball. «Es funktioniert aber vielerorts auch am Arbeitsplatz. Das dürfen wir nicht vergessen», rückt der Chor-Präsident die Bemühungen ins rechte Licht. Er kennt Beispiele der Firmen «Fraisa» in Bellach oder der damaligen «Leisi» aus Trimbach «und natürlich in der Volksschule und in der Berufsschule».
Jahreskonzert des Chors der Nationen: Sonntag, 14. September 2014, 17 Uhr (Türöffnung 16.30 Uhr), im Landhaus. Lieder über Liebe und Arbeit aus Afrika, dem Balkan, Griechenland, Holland, Indien, Italien, Russland, den USA und der Schweiz. Dazwischen überraschende musikalische Einlagen von fünf, ebenfalls multikulturellen Musikern. Leitung: Luca Fiorini. Reservationen an: cdn.solothurn@gmail.com, Vorverkauf: Buchhandlung Lüthy. Eintritt: Erwachsene CHF 20/Kinder ab 13 Jahren sowie Lernende und Studierende CHF 10.-/Kinder bis 12 gratis. Mehr zum Chor der Nationen auf dessen Website.
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.