Vor geraumer Zeit hatten im beschaulichen Wasserämter Dörfchen Etziken neun postpubertäre Jungs – welche stets am Donnerstag Verhaltensauffälligkeiten zeigten – am Stammtisch im «Frohsinn» die Idee, ein Freiluftkonzert für Freunde aus Nah und Fern zu veranstalten.

Im Frühling 1994 proklamierte der Wasserämter Donnschti-Club als Bieridee die «Openair-Party». Mit vier lokalen Bands startete man in das musikalische Abenteuer, als idealer Austragungsort wurde die ehemalige «Eisarena» des Etziker Hockeyclubs bestimmt. Die Idee war wirklich gut, doch die Neo-Veranstalter unterschätzten den zu bewältigenden Aufwand. Zum Glück half das halbe Dorf mit Rat und Tat mit: Die Eltern standen am Grill, die Freundinnen schmissen die improvisierte Bar, ein Bauer stellte seinen Traktor zu Verfügung und nach Feierabend wurde das Programmheft gebastelt, in welchem sich die Organisatoren als «jung, initiativ und gutaussehen» anpriesen und die Besucher darauf hinwiesen, die Toiletten beim Hauptbahnhof Solothurn zu benutzen und allfälligen Abfall zu Hause zu entsorgen.

Zur ersten Openair-Party am 6. August 1994 kamen über 300 Besucher und sie blieben fast alle bis zum Sonnenaufgang, obwohl es zwischendurch wie aus Kübeln goss. Die Bühne – Marke Eigenbau – zeigte einige Schwächen. Vor allem im Dachbereich, und so wurden Musiker und Instrumente auf eine harte Probe gestellt. Nichtsdestotrotz rockte der lokale Tastenvirtuose Böbu Ochsenbein mit seinen «Blues Tramp» bis in die Morgenstunden und konnte sich erst nach acht Zugaben von der Bühne verabschieden. Das erste Openair in Etziken war ein voller Erfolg und so entschied sich der Donnschti-Club, auch in den nächsten Jahren wieder eine Bühne zu basteln.

Als «Miststock-Openair» wurde es übrigens von einem genervten Soundtechniker bezeichnet, da man auf dem Weg zum Festgelände mehrere Miststöcke passieren muss und jeweils zur Melkzeit der Bauern die Stromversorgung zusammenbrach. Vielleicht aber auch ein bisschen in Anlehnung an den grossen Bruder in Woodstock, der Weltgeschichte schrieb, jedoch chaotisch endete und nur einmal stattfand. Das Openair Etziken geht dieses Wochenende zum 18. Mal über die Bühnen. Ende der 90er-Jahre gab es drei Jahre Pause, man kann jedoch stolz auf eine zwanzigjährige Tradition zurückblicken und zieht mittlerweile tausende von Musikfans aus der ganzen Schweiz an.

Infos zum Openair gibts hier.

 

Reto ist sowas wie unser «Ehrenblogger». Nicht etwa, weil er uns bloggend eher selten die Ehre gibt, dann aber mit voller Intensität. Sondern weil er uns immer wieder die Stange hält – und dann plötzlich ganz spontan für «zmitz» in die Tasten haut. Seine Bücher passen genau so in unseren Blog, wie auch seine persönlichen Gedanken, die er auch schon in einen «1. August-Rede» verpackt hat.