So unscheinbar das Haus ist, so unscheinbar ist auch der Webauftritt des Synthesizer-Museums in Luterbach: Lediglich ein paar Sätze auf der Homepage der Gemeinde Luterbach. So war ich gespannt was mich im Synthorama erwarten würde.
Auf einem Rundgang möchte Hausherr Martin Hollinger wissen, was den Besucher interessiert. Die Führung mit ihm ist spannend; er kann je nach Wunsch der Besucher etwas mehr über die Geschichte der Synthesizer erzählen oder im Musikalischen in die Tiefe gehen. Schnell wird klar, dass viele der Männer, welche diese Gerätschaften entwickelt haben, jeweils kurz am Bankrott vorbeischrammten, während Musiker mit den von ihnen erfundenen Instrumenten Millionen verdienten. Denn viele dieser Entwickler waren zwar Genies auf Ihren Gebieten, aber keine Geschäftsleute, und mussten dadurch Pleiten und beinahe Pleiten ertragen. Es stellt sich heraus, dass er eine angenehme Distanz hat zu seiner Passion. Obwohl es wohl auf den ersten Blick so aussieht, sammelt er nicht wahllos sondern überlegt und sagt auch mal nein zu einem ihm angebotenen Gerät.
In Hollingers diversen Räumen steht fast die komplette Musikgeschichte der letzten 40 Jahre. Der «Modular Moog», etwa wurde von aus unterschiedlichen Bereichen der Musik kommenden Künstlern wie Benny Anderson von ABBA und Trent Reznor (Nine Inch Nails) genutzt. Das gleiche Instrument, aber völlig unterschiedliche Musik, wenngleich sich beides millionenfach verkauft hat. Mein Favorit ist etwa der Roland TR 808, dessen Beats halfen, «Licence to Ill» von den Beastie Boys entstehen zu lassen.
Die Sammlung ist in Länder aufgeteilt. Angefangen bei den USA über Russland nach Japan. Während Martin Hollinger einen kenntnisreich durch seine Sammlung von Synthesizern führt, wir mir bewusst, dass ein Grossteil meiner Plattensammlung mit Gerätschaften aus der Sammlung des Synthesizer-Liebhabers entstanden ist.
Beeindruckend ist auch, wie teuer die Anschaffung der Geräte war; damals in den Siebzigern bis Anfang Achtziger. Nicht selten musste man fünfstellige Beträge für einen Synthesizer bezahlen.
Emerson Lake and Palmer hatten bei Ihren Konzerten, wahre Burgen von Synthesizer auf der Bühne, mussten aber für jedes Lied vorher die entsprechenden Regler per Hand einstellen. In den 80er-Jahren wurden sie dann von wesentlich günstigeren Modellen, welche auch einfacher zu handhaben sind, vom Markt gedrängt. Bis sie durch Künstler wie Pharrell Williams, Daft Punk etc. in den letzten Jahren eine Renaissance erlebten.
Aktuell haben Mando Diao Ihr neues Album nach dem russischen Synthesizer «Aelita» benannt. Während Mando Diao in einem Interview in der einschlägigen Musikpresse erzählten, wie schwer es war einen solch seltenen russischen Synthesizer zu bekommen, stehen wir in Luterbach vor einem solchen. Martin Hollinger besitzt sogar mehrere davon.
Eine weitere Besonderheit der Ausstellung ist, dass fast alle Objekte von den Besuchern selbst auch benützt werden können. Viele der Geräte haben Anschlüsse für Kopfhörer, und dadurch kann man sich in die Lage von Vangelis, den Mando Diaos versetzen. Das Museum hat immer am ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr geöffnet – am besten Kopfhörer einpacken um in die Haut seines Lieblingsmusikers zu schlüpfen.
Vor sich vor einem Ausstellungsbesuch ein wenig mit Synthesizern vertraut machen will, kann beispielsweise man auf Wikipedia folgende Begriffe bzw. Instrumente nachlesen:
– Moog Modular 3C
– PPG WAVE 2.3
– Roland TR 808
Infos zum Synthorama findet man hier: Synthorama Luterbach. Öffnungszeiten: Infolge eines Auslandaufenthaltes ist das Synthorama im September 2014 geschlossen. Danach ist das Museum jeden ersten Samstag im Monat jeweils von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Nach Absprache (speziell für Gruppen) auch ausserhalb dieser Zeiten. Eintrittspreise: CHF 14/Person (Studenten: CHF 10); für Gruppen ab 8 Personen je CHF 10/Studenten CHF 7.50. Es ist nicht erlaubt, im Rahmen des regulären Eintrittspreises Klänge in irgend einer Art zu sampeln oder abzuspeichern
Er ist unser Mr. Rock. Er besucht gerne laute Konzerte, ist ein Vinyl-Liebhaber, hat immer tausend Ideen und mindestens genauso viele Connections. Er mischt unsere Bloggertreffen auf – und macht auch aus kleinen Konzerten mit seinen Geschichten einen Anlass mit Weltformat, denn Marcel ist ein wandelndes Rock-Lexikon – und dieses Wissen packt er dann gerne in seine Blogs. Er ist zudem eine «Gwungernase» und löchert darum auch gerne hiesige Musiker mit seinen nicht ganz alltäglichen Fragen.