Zeitgleich wie der Künstler des Abends treffen wir am Freitagabend (21.2.2014) im Atelier Bovet, einer ehemaligen Schraubenfabrik in Lohn-Ammansegg, ein. Andreas Thiel, unverkennbar mit seinem pinken Irokesen, scheint etwas spät dran zu sein.

Willy Stauffenegger von LaKultur geleitet Andreas Thiel Backstage, derweil sich der liebevoll dekorierte Saal allmählich füllt. Die Veranstaltung ist mit 120 Besucherinnen und Besuchern restlos ausverkauft. Man kennt sich hier in Lohn. In der Reihe vor uns teilt eine Besucherin ihrer Sitznachbarin mit, dass sie Andreas Thiel von früher kennt, da dieser mit ihrem Sohn in die Schule gegangen war. Thiel ist in Biberist aufgewachsen, also quasi aus der Gegend.

Dann kommt Thiel. Er beginnt mit einem Soundcheck, denn er hat sich im Auftrittsdatum geirrt und war an diesem Abend schon auf dem Weg nach Rapperswil, bis er seinen Irrtum bemerkte. Ohne Umschweife startet er direkt in die aktuelle politische Diskussion, erklärt den Deutschen Einwanderern wortgewandt das schweizerische Politiksystem und weshalb wir die Deutschen schlecht behandeln. An diesem Abend bekommt jeder sein Fett weg, ob der Gesamtbundesrat («Man fragt sich, wann Schneider-Ammann sein Amt antritt»), Katholiken oder Protestanten, kein Thema scheint unantastbar. Thiel kennt keine Grenzen, schafft es sogar, den Koran mit «Harry Potter» und «Mein Kampf» mit dem schweizerischen Telefonbuch zu vergleichen. Seine Argumentationsketten und Pointen sind schlüssig,  oder sie fehlen gewollt gänzlich. Einzig bei seinen fantastischen Geschichten gibt es Längen, es wird zunehmend schwieriger ihm zu folgen. Eine Pause ist willkommen, danach folgt ein wenig politscher Exkurs als zweite Inkarnation Rudolf Steiners. Thiel gönnt sich wie üblich ein Fläschchen feinsten Champagners, und sinniert darüber,  in welchen Wein Jesus an der Hochzeit zu Kana das Wasser verwandelt hat. 

Ein Besuch lohnt sich

LaKultur ist eine Arbeitsgruppe der Gemeinde Lohn-Ammansegg,  welche eine Handvoll Kulturanlässe pro Jahr durchführt, wie Mitorganisator Lukas Gerber erklärt. Sie achtet dabei auf ein ausgewogenes Programm, das für alle Geschmäcker etwas bietet. Die Besucher sind hauptsächlich Lohner, aber auch Auswärtige haben die Veranstaltungen für sich entdeckt. Heinz de Specht und Tomazobi standen hier schon auf der Bühne, auf dem Programm des LaKultur stehen demnächst The Nightingales (Kirche) und Schlagersängerin Michelle Ryser aus Lohn im Rahmen von schweiz.bewegt.

Wir diskutieren auf dem Heimweg unseren Besuch bei LaKultur und stellen fest, dass in Solothurn die Kultur überall lebt. Nicht zuletzt, als beim Amtshausplatz Schriftsteller Peter Bichsel in den Bus steigt…

Was Dominique bringt, hat Hand und Fuss. Ab der eigenen Neugier überrumpelt, ist sie auch mal für Ungewohntes zu haben und scheut sich nicht, ihre Meinung kund zu tun. Vor einigen Jahren frisch nach Solothurn gezügelt, hat sie sich sofort in die Stadt und ihr Kulturleben verliebt. Sie bewahrt sich aber den Blick der Zugezogenen, der den komplett verblendeten Einheimischen manchmal abgeht. Und das ist gut so.