Was macht ein Mensch, der nicht vom Schreibtisch aus im fernen Büro über Schicksale von anderen Menschen entscheiden kann, sondern diesen quasi Angesicht zu Angesicht gegenübersteht? «Akte Grüninger» von Alain Gsponer, gestern gesehen an den Filmtagen in der Reithalle, zeichnet diese Geschichte nach.
Die Geschichte veranschaulicht die Problematik, in welcher sich die Schweiz vor und während des zweiten Weltkriegs befand: Der St. Galler Polizeihauptmann Paul Grüninger setzt sich mit Unterstützung «seines» Regierungsrats über einen Bundesratsbeschluss hinweg und lässt aus Österreich ausgewiesene Juden in die Schweiz einreisen. Hinter ihm steht die gesamte Dorfbevölkerung von Diepoldsau – und natürlich sein Polizeikorps. Ein findiger Bundespolizist lässt die Sache – letztlich trotz moralischer Bedenken ungewollt – auffliegen; Grüninger wird als Bauernopfer im Regen stehen gelassen.
Wendet sich ein Spielfilm historischen Fakten zu, hat er – und mit ihm das Publikum – stets das gleiche Problem: Was ist historisch, was fiktiv? Akzentuiert wird diese Frage, wenn die dem Film zugrunde liegenden Umstände wenig bekannt sind. Denn Grüninger, der von den Autoritäten gebüsst und geächtet wurde, wurde erst in den 90ern rehabilitiert und seither wenig aufgearbeitet. Nochmals akzentuiert wird das Ganze, wenn man gar nicht so genau wissen will, was die Schweiz damals gemacht – oder eben nicht gemacht hat. Der Film pendelt zwischen den politischen Debatten in Bundesbern und im St. Galler Regierungsratsbüro und der direkten Konfrontation mit menschlichen Schicksalen. Und der Mangel von letzterer vonseiten der Entscheidungsträger macht wohl aus, dass die Schweiz für einmal ihre humanitäre Rolle nicht ganz so grandios wahrnahm wie man sich hierzulande sonst gewohnt ist.
So oder so: Die schauspielerische Leistung der Darsteller überzeugt. Kein Wunder, sind es ja alle ausgewiesene Charakterdarsteller: zuvorderst Stefan Kurt als Titelperson und Anatol Taubman als Büroleiter der Israelitischen Flüchtlingshilfe. Max Simonischek und Robert Hunger-Bühler (als Bundespolizist bzw. Chef der Fremdenpolizei) wissen sich gekonnt unbeliebt zu machen. Und dann ist da noch ein Solothurner: Der junge Aaron Hitz spielt den Grenzwächter Ernst Kamm. Loyal, aber im Bewusstsein seiner ambivalenten Position verunsichert. Nahe bei den Menschen und im Wissen seiner autoritär übergeordneten Position auf Distanz bedacht. Und im Kurzinterview vor der Projektion des Films in der Reithalle, im Gespräch mit Saal-Gastgeber Remo Reinle etwas unbeholfen, überfordert oder zumindest –wältigt von den Menschen da vor ihm im Dunkel der Zuschauerränge.
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.